Ursprünglich war mein Saisonauftakt beim Neuhauser Straßenlauf am 15.03.15 geplant. Es wäre der erste vermessene 10km-Lauf 2015 geworden. Falls ich an diesem Lauf nicht teilnehmen könnte oder irgendetwas schief gelaufen wäre, hatte ich den eine Woche später stattfindenden Treuchtlinger Frühjahrslauf, ebenfalls ein vermessener und damit bestlistenfähiger 10km-Lauf, auf dem Plan gehabt. Quasi zum Auslaufen hätte ich den Wilburgstetter „Fit in den Frühling“-Lauf noch mitgenommen.
Wer meinen Blog allerdings verfolgt weiß, dass ich an keinem der 3 Läufe teilgenommen habe. Grund hierfür war eine fieße Magendarmgrippe, bei welcher ich innerhalb von 3 Tagen fast 6kg Flüssigkeit verloren habe. Besserung trat erst ein, als ich am Tropf hing. Ich war heilfroh, dass dieses Martyrium „nur“ eine Woche dauerte. Allerdings aus läuferischer Hinsicht, hatte ich weitaus mehr damit zu kämpfen. Auch eine Woche und mit 5 kg mehr auf der Wage, war selbst ein normaler 10km-Dauerlauf im normalen 5:00er Tempo noch sehr erschöpfend für mich. Deshalb habe ich natürlich auf die Läufe in Treuchtlingen und Wilburgstetten verzichtet.
Sehr ärgerlich dass, der nächste vermessene 10er erst im Juni auf dem meinem Wettkampfplan stand und ich im näheren Umkreis von bis zu 100km, keinen vorher stattfindenden Lauf gefunden habe. Allergings drehte sich das Blatt schlagartig, als ich mich im Vereinstraining am Mittwoch, dass übrigens zum ersten Mal nach dem Einlaufen aufgrund des Unwetters abgebrochen wurde, mit meinem Trainer Franz-Josef unterhielt. Er sagte mir, dass er eventuell nach Öpfingen am Samstag fährt, um dort den Osterlauf über 5,25 km zu laufen. Von diesem Wettkampf hatte ich noch nie gehört und vermutete schon, dass er wohl nicht in der Nähe sei. Mehr durch Zufall kamen wir dann darauf, dass dort auch ein Halbmarathon und 10km-Lauf angeboten wird, die beide auch amtlich vermessen sind. Ich war gleich Feuer und Flamme und vereinbarte mit Franz-Josef, dass er mich mitnimmt, falls er dort starten würde.
Am Freitag Nachmittag kam dann der sehnsüchtig erwartete Anruf und wir fuhren am Samstag um kurz nach 9:00 Uhr ins ca. 150km weit entfernte, hinter Ulm liegende, Öpfingen.
Das Wetter meinte es nicht gut mit uns und hatte ordentlich Schneeregen, aber relativ angenehme 3°C und 10km/w Nordostwind parat.
Nach der Nachmeldung musste im beim Umziehen im Auto feststellen, dass ich beim letzten Mal leider vergas meine GPS-Uhr aus zu machen. Die Folge war natürlich ein leerer Akku. Franz-Josef konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen, da er meine „Abhängigkeit“ von der Laufuhr kennt und meinte hämisch, „dass ich nun was von der Laufstrecke sehen würde“, als Anspielung darauf, dass ich beim Laufen ständig auf die Uhr schaue.
Ich hatte nur noch meine normale Armbanduhr dabei, die zwar eine Stoppfunktion, aber keine Lap-Funktion hat und rechnen während ich läuferische Höchstleistung, zumindest aus meiner Sicht :-), erbringe, hat noch nie auch nur ansatzweiese funktioniert. Zum Glück gab mir Franz-Josef seine normale Armbanduhr, eine alte Polarstoppuhr mit Rundenfunktion. So hatte ich die Möglichkeit zumindest die Kilometersplits durch die vorhandenen Kilometermarkierungen zu erfassen.
Vorgenommen hatte ich mir, in 3:50 Minuten anzugehen und nach 5km die Pace versuchen zu halten oder vielleicht noch ein kleines Schippchen drauf legen zu können. Meine Skepsis begründet sich in den bisher überschaulichen Intervalltrainings und schlechten Paces während der Intervalle. Erst am Montag war die Luft bereits nach 2km in 3:45 Pace und 1km in 3:40 Pace (mit 1 km Pause dazwischen) raus…
Start war um 12:10 Uhr, 10 Minuten nach den Halbmarathonis und 8 Minuten vor den 5km-Läufern. Obwohl die Ergebnislisten der letzten Jahre ein hochkarätiges Teilnehmerfeld mit ca. 40 Sub-40Minuten-Läufern erwarten lies, wollte niemand in der ersten Reihe stehen und alle standen auch noch 10 Sekunden vor dem Start 5 Meter hinter der Startlinie. Erst als ich von hinten nach vorne an die Linie ging, folgte der mit der Pulk und so startete ich eben aus der ersten Reihe.
Zuerst war eine Stadionrunde zu laufen, auf welcher ich mich erstmal ein bisschen nach hinten fallen lies, denn ich wollte das Überpacen am Start vermeinden, zumal ich meine Geschwindigkeit auch erst nach einem Kilometer zum ersten Mal kontrollieren kann.
Gesagt getan und gleich am ersten Anstieg, der sonst super flachen Strecke, war mir das Tempo zu lasch und ich began wieder einige Läufer einzuholen und habe mich an einen einzelnen Läufer des TSV Riedlingen rangehangen.
Der erste Kilometer ging in 3:44 Minuten durch, was ein bisschen schneller ist, als ich vor hatte, aber für den ersten schnellen Kilometer absolut im Rahmen liegt.
Nachdem wir Öpfingen in Richtung der L259 verließen, blies der Wind seitlich von rechts. Da brauchte mir der deutlich größere Läufer vor mir herzlich wenig, aber Seitenwind kostet auch fast keine Kraft. Der zweite Kilometer ging bei 3:39 Minuten verdächtig schnell vorbei. So dachte ich kurz, ob ich das Tempo nicht noch später büsen werde…
Ich blieb aber weiterhin an dem Läufer dran und lies mir damit das Tempo diktieren, was gefühlsmäßig ein bisschen schwankte und mir mal ein Tick zu schnell und mal ein Tick zu langsam war, aber der Durschnitt war top, denn wir konnten auf eine 4er-Gruppe langsam aufschließen. Ziemlich genau nach dem 3. Kilometer in 3:44 Minuten, hatten wir den Anschluss.
Zeitgleich mit unserem Anschluss an die Gruppe, traten zwei Läufer die Flucht nach vorne an und hatten auch recht schnell eine größere Lücke gerissen. Wir liefen die nächsten 500 Meter in der Gruppe, um dann kurz vor dem ersten Wendepunkt am Orteingang von Griesingen ebenfalls die Flucht nach vorne anzutreten.
Nun hatten wir allerdings Gegenwind und ich sprach mich mit dem Läufer vom TSV Reidlingen ab und machte als erstes das Tempo. Der 4. Kilomter ging ebenfalls in 3:44 Minuten durch. Nach insgesamt einem Kilometer im Wind, bat ich um einen Wechsel und konnte mich etwas im Windschatten schützen. Inzwischen hatten zwei weitere Läufer auf uns aufgeschlossen und nutzen unseren hart erarbeiteten Windschatten aus. Zwar gab sich der Läufer vom TSV Riedlingen mächtig mühe, doch hatte er wohl nach gut 4,5km nicht mehr die Kraft dafür, weshalb ich nach 500 Metern selbst wieder für Tempo sorgte, denn dieses wurde langsam verschleppt. Und obwohl der 5. Kilometer am Ende auch nur in 3:46 Minuten durch ging, konnte ich bereits ein kleine Lücke reisen.
Ab jetzt war ich auf mich allein gestellt. In sehr guten 100 Meter Entfernung vor mir, sah ich noch einen Läufer an welchem ich mich versuchte zu orientieren. Leider kostet das alleine gegen den Wind ankämpfen auch mich ziemlich viel Kraft, was sich am Ende mit eíner Pace von 3:47 Minuten auf dem 6. Kilometer bemerkbar machte.
Der zweiten Wendepunkt vor Rißtissen habe ich sehnsüchtig herbei gesehnt, der dann nach weiteren 500 Metern endlich kam. Puh, jetzt erstmal im Rückenwind erholen. Mir wurde relativ schnell zu warm, weshalb ich die Mütze herunterzog und in meine Laufhose stopfte. Der 7. Kilometer ging in minimal besseren 3:45 Minuten durch.
Trotz Rückenwind, wurde es jetzt richtig hart. Allein auf weiter Flur, nur die deutlich langsameren Halbmarathonis rechts und vor einem. Der Kilometer fühlte sich nicht schnell an und trotzdem stand am Ende eine 3:34 Minuten auf dem 8. Kilometer auf der Uhr.
Voller Hoffnung, mit zwei weiteren 3:30er Zeiten noch meine Bestzeit von 37:00 Minuten in Angriff nehmen zu können, lief ich auf dem 9. Kilometer in Richtung Öpfingen zurück und wurde unterdessen sogar noch von einigen Halbmarathonis angefeuert. Ernüchternd war dann der Blick auf die Uhr, beim 9. Kilometerschlid. Lediglich 3:52 Minuten und damit praktisch die Gewissheit, heute nicht mit einer Bestzeit ins Ziel zu kommen. Vielleicht stimmen die Kilometermarkierung von 8 und 9 nicht…
Trotzdem lief ich weiterhin all-in, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und man weiß ja nie… Beim letzten Anstieg nachdem die Donau überquert war, blieb mir fast die Luft weg. Hier kam mir Franz-Josef entgegen, der mich den Anstieg hochtrieb und anfeuerte.
Endlich, das Schild „noch 500 Meter zum Ziel“ und ich lasse es bergab richtig krachen. Ich mache rießen Schritte und laufe ins Station ein. Am Start, der eine gute halbe Runde vor dem Ziel liegt, blicke ich ein letztes Mal auf meine Uhr, knappe 24 Sekunden bis zu den 37:00 Minuten. Ich lege nochmal eine Schippe drauf und rutsche auf der matschigen Aschbahn in der Kurve fast weg. Als ich auf die Zielgerade laufe sehe ich die Uhr auf 37:00 Minuten überspringen und trabe demotiviert langsam ins Ziel.
Mit meiner offiziellen Zielzeit von 37:15,9 Minuten bin ich im Nachhinein mehr als zufrieden. Schließlich ging ich mit der Ambition an den Start eine 38er Zeit laufen zu wollen, mit der Vermutung, dass es wahrscheinlich nicht reichen würde. Dass es dann am Ende so knapp an meiner Bestzeit vorbei ging, stimmt mich mehr als possitiv für die kommende Saison.
Im Ziel werde ich dann von einem Reporter gefragt, ob ich den 10km-Lauf gewonnen hätte, ich nehme als Kompliment und antworte flappsig: „bei weitem nicht, der ist wohl schon unter der Dusche…“. Mein Trainer, sagte mir, dann dass ich sogar auf den 8. Platz vorgelaufen bin und in der Altersklasse eine 2. Platz erreicht habe.
Ein toller Einstand in die Saison… Jetzt geht es am Dienstag erstmal ins Trainingslager und danach werden die ersten Bestzeiten fallen, versprochen!
Sport frei!
Thomas
Die Fotos stammen von Blogkollege Peter Steiner - Vielen Dank hierfür!
Siehe auch:
- Ergebnisse-Oepfinger-Osterlauf-10km
- Website Veranstalter
- Bericht von Jörg Behrendt
- Bericht SüdWestPresse
- Bericht Schwäbische
- Blogbericht Peter´s Laufseite
Das war bestimmt Balsam auf die geschundene Seele 🙂 Glückwunsch zu der tollen Leistung und viel Erfolg in deinen kommenden Wettkämpfen
Dank dir, das was ich dringend gebraucht habe und der optimale Start für das Trainingslager vom 07.04.-10.04.15…
Hallo Thomas,
unter diesen Umständen trotzdem gleich wieder so eine Zeit rauszuhauen – alle Achtung! Deine Grundverfassung stimmt also. Den letzten Schliff wird Dir mit Sicherheit das Trainingslager gegeben haben (den Post muss ich erst noch lesen). Es sollte also eine sehr gute Saison vor Dir stehen. Alles Gute und viel Erfolg dafür!
Sportliche Grüße aus Köln!
Mario
Danke Mario.
Dann bin ich mal auf deine nächsten Kommentar gespannt 😉