Eigentlich wollte ich dieses Jahr gar keinen Marathon laufen. Ja, es macht ja auch überhaupt keinen Sinn, zumal ich in diesem Jahr überhaupt noch nicht über 25km gelaufen bin. Und doch überlege ich lange, als ich zweieinhalb Wochen vor dem Frankfurt Marathon eine Einladung vom Premier Inn Hotel direkt vor Ort in Frankfurt Messe im meinem E-Mailpostfach finde. Nach einer ausführlichen Internetrecherche, Gesprächen mit meiner Family und Vereinskollegen entscheide ich mich in einem Moment geistiger Umnachtung das Angebot anzunehmen und melde mich am allerletzten Tag für den Frankfurt Marathon an.
Zusammen mit meiner Frau und unseren beiden Kids, machten wir uns bereits am Vortag 7:00 Uhr auf dem Weg nach Frankfurt, sodass wir nach einem kurzen Abstecher an der Marathon Messe, wo ich meine Startunterlagen abgeholt habe, sofort uns in Richtung Shoppingcenter aufmachten. Das Ende vom Lied waren am Abend um 20:00 Uhr knappe 17.000 Schritte und platte Fußsohlen. Nicht gerade die besten Vorzeichen für einen Marathon am Folgetag. Da ich allerdings sowieso ohne Ambitionen antrete und ohnehin schlecht vorbereitet bin, macht das jetzt den Kohl auch nicht fett.
So bleibt ist mein oberstes Ziel gesund durchzukommen. Offiziell gebe ich als Zeitziel 3:45-4:00 Stunden heraus, allerdings gemeldet habe ich mich mit einer Zeit von 3:30 Stunden. So ist es auch mein Plan im lockeren Dauerlauftempo von 5:00 Minuten pro Kilometer bis Kilometer 30 zu laufen und dann sehen wir, was die Beine sagen.
Noch nie war ich so entspannt am Wettkampftag an den Start gekommen wie in Frankfurt. Es ist ein echter Luxus im einem Hotel direkt vor Ort zu residieren. Bei meinem nächsten Marathon mit Bestzeitambitionen mache ich das wieder…
Pünktlich um 10:00 Uhr fällt der Startschuss, den ich aber in der 3 Startgruppe nicht höre. Ich verabschiede mich von der Family und gehe langsam in Richtung Startlinie. Es dauert fast 3 Minuten bis ich jene überquere und ich in den Laufschritt wechseln kann. Es ist wie erwartet sehr voll, trotzdem komme ich sehr gut in Fahrt und laufe genauso schnell wie im letzten Jahr an (4:45 Min/km).
Die geile Stimmung auf den ersten Kilometern beflügeln mich, getreu dem Motto „don´t run – fly“. Ich kann gar nicht anders als im Tempo von 4:30 über den Asphalt zu fliegen. Es fühlt sich locker an uns lass ich einfach rollen.
Bereits nach 5 Kilometern bin ich auf Höhe der 3:14h Pacemaker und muss mich immer wieder bremsen. Thomas du bist zu schnell unterwegs und auch wenn es sich jetzt gut anfühlt, du hast keinen einzigen langen Lauf, pass auf, dass dich der Mann mit dem Hammer nicht bereits beim Halbmarathon erschlägt.
Ich habe mir fest vorgenommen, die Pacemaker nicht vor Kilometer 25 zu überholen. Doch einen Moment der Unachtsamkeit bei einem Verpflegungspunkt irgendwo zwischen Kilometer 14 und 18 und es ist passiert, ich bin vorbeigeflogen ohne es zu merken. Während gefühlt alle anderen an den Verpflegungspunkten stark abbremsen, mache ich es im Patrick Lange-Style und beschleunige sogar noch, während ich abwechselnd mit links und rechts Gel, Wasser und Iso hole.
Ich kann einfach nichts dagegen machen und werde quasi von Kilometer zu Kilometer schneller. Fit fühle ich mich beim Halbmarathon nicht mehr, aber es tut noch nicht weh und lasse ich es einfach rollen und fliege ab jetzt an den Anderen vorbei.
Die Zwischenzeiten variieren zwischen 4:10 und 4:30 und so gehen mit mir die Gäule durch, denn bei Kilometer 28 versuche ich mich am Hochrechnen der Endzeit. Ich muss bei Kilometer 32,2km unter 2:20h sein, dann könnte ich ein Sub 3h schaffen, so meine Gedanken.
Meine Oberschenkel brennen nun schon ordentlich, aber ich brauche noch keinen Druck um das sehr hohe Tempo zu halten. Bei Kilometer 30 bewahrheitet sich wieder meine Theorie, dass Laufen dumm macht. Total überrascht stelle ich fest, dass ich bei 2:13:43 h es selbst mit einer 4:10er Pace es noch locker für eine Zeit unter 3 Stunden reichen würde. Der Schlag trifft mich dann bei Kilometer 32,2 km als ich meinen Irrtum feststelle und es läuft überhaupt nicht mehr, obwohl ich immer noch auf Kurs 3:06 h lag. Da es aber noch locker für eine Zeit unter 3:15 h reichen wird, ist es mit der Motivation dahin.
Meine Blase drückte bereits kurz vor dem Start und von Kilometer zu Kilometer ein bisschen mehr, so halte ich es bei Kilometer 33km nicht mehr aus und lege einen Boxenstopp ein. Trotz entleerten Blase, läuft es nicht mehr. Ich muss ordentlich Druck machen, um ein Tempo um die 4:30-4:40 zu halten.
Bei Kilometer 35 laufe ich direkt am meinem Hotel vorbei. Ich überlege wie schön es jetzt wäre, direkt in die Badewanne zu springen. Kurz danach geht es direkt am späteren Ziel der Festhalle vorbei, was echt hart ist.
Ab Kilometer 36 beginnt der richtige Kampf, mir schmerzt der Unterleib und ich kriege nichts mehr rein. Ich verfalle in den Tunnelblick und sehne mir einfach nur noch das Ziel herbei.
Die Kilometer werden immer länger und mein Tempo immer langsamer. Gefühlt krieche ich nur noch über den Asphalt. Jetzt kommt auch noch ein Stück mit eigentlich relativ gut belaufbaren Kopfsteinpflaster, was ich aber bei Kilometer 38 als Höchststrafe empfinde. Meine Muskeln sind so schlapp, dass man mich hätte umpusten können.
Teilweise schwanke ich etwas auf den letzten Kilometern in Richtung Ziel und habe leichte Sinneseintrübungen. So erinnere ich mich leider oder vielleicht zum Glück nicht mehr an Kilometer 39-41,5km. Erst als der Mann mit Hammer, der in Frankfurt 200m vor dem Ziel steht, kehrt meine Erinnerung zurück. Den Zieleinlauf in die Festhalle genieße ich in vollen Zügen. Meine Endzeit von 3:10:42 h ist einfach Phänomenal für die fehlende Vorbereitung. Einfach mal einen rausgeballert 😉
Im Ziel mache ich dann leider den Fehler und schwanke ich Richtung einer Absperrung und rutsche an jener zu Boden. Meine Beine sind so erschöpft, dass ich nicht mehr die Kraft aufbrachte mich nach oben zu drücken. Ich muss mich mit meinen Armen mühsam langsam nach oben hangeln.
Zur Festhalle raus, muss man leider noch einige Treppenstufen nach unten bewältigen, da ich ohnehin Probleme hatte auf den Beinen zu bleiben, war das echt ein schwieriges Hindernis, dass ich nur mit der Stütze eines anderen Finishers bewältigen konnte. Danke nochmal an den netten Unbekannten.
Als ich im Hotel ankomme, versuche ich vergebens meine Frau zu erreichen, dass Sie nicht vergebens auf meinen für 3:30-3:45 h angekündigten Zieleinlauf wartet. Bevor ich mich in die Badwanne lege, werfe ich noch einen Blick in den Spiegel. Für Halloween brauche ich mich nicht mehr zu schminken, denn ich war bereits kreidebleich und wirkte mit den blauen Lippen wie ein Zombie.
Zum Glück bot das Hotel allen Marathonis an, erst bis 18:00 Uhr auszuchecken. Ich hatte nämlich nicht so schnell vor aus der Wanne zu steigen… Am Ende blieb sogar noch Zeit für ein Nickerchen, bevor wir uns um 17:00 Uhr entspannt an den Heimweg machten. Danke Premier Inn Hotel Messe Frankfurt für die Einladung, ich habe mich sehr wohl gefühlt und wir hatten einen tollen Aufenthalt.
Sport frei!
Thomas
Videos von Kilometer 35 bis zum Finish in der Festhalle
Splits
Split | Tageszeit | Zeit | Diff | min/km | km/h |
5 km | 10:26:47 | 00:22:57 | 22:57 | 04:36 | 13.08 |
10 km | 10:49:34 | 00:45:43 | 22:47 | 04:34 | 13.17 |
15 km | 11:11:55 | 01:08:04 | 22:22 | 04:29 | 13.42 |
20 km | 11:34:07 | 01:30:16 | 22:12 | 04:27 | 13.52 |
Halb | 11:38:58 | 01:35:08 | 04:52 | 04:26 | 13.55 |
25 km | 11:55:53 | 01:52:03 | 16:56 | 04:21 | 13.84 |
30 km | 12:17:33 | 02:13:43 | 21:40 | 04:20 | 13.85 |
35 km | 12:40:04 | 02:36:13 | 22:31 | 04:31 | 13.33 |
40 km | 13:03:51 | 03:00:00 | 23:48 | 04:46 | 12.61 |
Netto | 13:14:34 | 03:10:43 | 10:44 | 04:54 | 12.28 |