Ich habe es tatsächlich ins Finale des WM-Laufspiels geschafft. Unglaublich, zumal ich anfangs von einer schweren Gruppe ausgehen musste und dann trotz krankheitsbedingten Ausfalls des letzten Spiels, die Gruppenphase als Erster beenden konnte. In der KO-Phase gab ich mir richtig Mühe und konnte das Achtel- und Viertelfinale souverän für mich entscheiden.
Im Halbfinale sollte ich dann gegen Marco von Soulrunner.net laufen. Marco, natürlich Ultraläufer, kündigte an, nun Urlaub zu haben und es richtig krachen zu lassen. In einer späteren Nachricht, präzisierte er dies auf einen Lauf auf dem Bambiniweg der TorTour de Ruhr, welche 100km lang ist. Diese will er zwar nicht komplett laufen, aber mindestens 70-80km.
Vorher war aufgrund seiner geringen Vorrunden- und Finalrundenkilomter von einem leichten Gegner ausgegangen, so war ich jetzt geschockt und eingeschüchtert. Wie soll ich solch einen Kilometerumfang nur in einen normalen Arbeitstag integrieren?!?
Am Freitag, hatte ich ja bereits um 13:00 Uhr Feierabend und am folgenden Samstag nicht arbeiten müssen, so waren die 63km möglich.
Auch der Wetterbericht verhieß nichts Gutes, je nach Anbieter standen Starkregen oder Gewitter zur Auswahl und zwar den ganzen Dienstag. Als wäre das nicht bereits schlimm genug, sah ich dann, dass es in Hagen zwar auch regnen würde, aber deutlich weniger und der Soulrunner liebt anscheinend Regenläufe.
Am Sonntagabend habe ich ein aufmunterndes Gespräch mit einem Laufkollegen geführt und anschließend gemeinsam mit meiner Frau einen Plan geschmiedet, wie ich den gleichen Kilometerumfang erreichen kann, trotz normalen Arbeitstages. Ein Mammutprogramm stand mir bevor, aber theoretisch machbar…
Am Montag bin ich also um 20:00 Uhr ins Bett, um dann um Punkt 0:00 Uhr loszulaufen. Geplant war mindestens ein Halbmarathon, besser aber 25km. Um 0:00 Uhr war es noch trocken, aber sehr schwül wie den ganzen Tag. Mit meiner Stirnlampe LED Lenser H7.2 bewaffnet und als Ersatz noch die H7R im Laufrucksack machte ich mich ab in die Dunkelheit. Ich lief auf einer im Rahmen des WM-Laufspiels geplanten Route, die ich im Viertelfinale bei Taglicht auch einmal abgelaufen bin. Schnell musste ich feststellen, dass die Navigation bei Nacht ganz anders ist und auch der Lauf an sich war sehr spannend. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Sommernachtlauf sich derart von einem Winternachtlauf unterscheiden würde.
Nach 10 Kilometer war ich dann am Rande von Dinkelsbühl und wollte, dass noch trockene Wetter nutzen und habe eine Extraschleife in die Stadt gemacht. Als ich an einer Tankstelle vorbei lief, sah ich, dass diese noch geöffnet war und habe gleich mal meinen Snickersvorrat aufgefrischt. Ihr wisst schon, „Wenn´s mal wieder länger dauert…“
Ich war aber nicht allein in der Tankstelle, es war mit 4 weiteren Kunden fast so wie im Regelbetrieb. Die Kassierin, sah mich an, als ob ich vom anderen Stern wäre. Ja, klar wäre läuft unter der Woche, um 1:00 Uhr mit Trinkrucksack und Stirnlampe durch die Gegend und kauft in der Tanke Snickers!?! Sie verkniff sich aber da genauer nachzufragen….
Raus aus der Tanke und es fing prompt an zu nieseln. War ja klar, dass es genau an dem Punkt anfängt, der am weitesten von Zuhause entfernt war. Aber, dass war ja ohnehin angekündigt und ich bin darauf vorbereitet und habe eine Regenjacke im Gepäck.
Als der Nieselregen sich langsam zum Starkregen hin entwickelt, hole ich mitten im Wald die Regenjacke raus und wäre, beim Anziehen fast verzweifelt. Ihr müsst unbedingt mal versuchen eine hauchdünne Regenjacke nass anzuziehen – ein riesen Spaß sage ich euch. Knapp 10 Minuten später hatte es endlich geschafft und lief weiter in Richtung Heimat. Das Gewitter mit wunderschönen Blitzen, welches zum Glück immer so 2-3 Kilometer entfernt, war ein echter Hochgenuss, wenn ich auch ab und an aufgrund des lauten Donners erschreckt wurde.
Kurz vor Langfurth und damit kurz vor Kilometer 25 hatte es auch wieder aufgehört zu regnen. Ich fühlte mich zwar nicht mehr frisch, doch was ich jetzt laufe, brauche ich später nicht mehr laufen und hing eine 5km-Schleife dran.
Um ungefähr 2:30 Uhr hatte ich dann 30 km gelaufen. Nun schnell duschen und ab in Bett. Geschlafen habe ich von kurz nach 3:00 Uhr nicht so gut, trotzdem war ich um 5:00 Uhr wieder wach und kurz danach wieder auf der Laufstrecke. Ich lief immer im Tempo zwischen 4:30 und 5:00 und lies mir nicht nehmen, ein kleines Erinnerungsphoto bei der Marathonmarke zu machen.
Auf den geplanten 20 Kilometern machte sich der Muskelkater vom Triathlon am Sonntag deutlich bemerkbar und nur weil ich von Beginn an, alle 6-10 Kilometer Kohlenhydrate in Form von Riegel, Gele oder Weingummi nachschob, konnte ich die 20 Kilometer laufen. Um 6:54 Uhr hatte ich dann tatsächlich anstatt geplanten 40-42 Kilometer schon 50km gelaufen. Ich war absolut im Soll und zuversichtlich sogar die 80km toppen zu können.
Jetzt hieß es aber zackzack, duschen, während meine Frau mit der Frühstück in Tupperboxen verpackte und ab auf die Arbeit, auf welcher in Punkt 7:30 Uhr auch war.
Zum Spaß setzte ich noch einen Tweet ab, dass das Halbfinale aufgrund des Regens und Gewitters verschoben werden müsste, aber Christian und Marco (Soulrunner) konterten erwartungsgemäß prompt.
Als Marco dann die ersten Bilder von seinem Lauf postete, bekam ich ein bisschen angst, dass er es knallhart durchzieht und vielleicht den kompletten 100er läuft. Als mich gegen 11:00 Uhr dann die Nachricht erreichte, dass er aufgrund von Knieproblemen „nur“ noch die 30km voll macht und dann aufhört, habe ich mich gefreut. Nicht über seine Verletzung, nein, dass ohne weitere Anstrengungen gewinnen würde. Es ist nämlich so, dass bereits seit Kilometer 20, die rechte Planarsehne (Fußsohle) zickt und der Muskelkater im linken Oberschenkel seitlich auch immer stärker wird.
Nach dieser Meldung legte ich mich Mittags 30 Minuten aufs Ohr, anstatt 5 Kilometer zu laufen. Während desse versuchte ich Marco´s Meldung, der 30km bei Christian (brennr.de – Schiedsrichter) vergeblich zu verifizieren. Stattdessen, setzte Christian am Nachmittag ein zweitdeutiges Post bei Twitter ab, dass mich anstachelte am Abend doch nochmal laufen zu gehen, weil ich Christians Post dahingend deutete, dass Marco doch weiterlief.
Aber schnell wurde klar, dass ich am Abend trotz Motivation durch meine Frau und meine großen Sohn Lorenz nicht mehr viel holen kann. Der Oberschenkel schmerzte bei jedem Laufschritt und nach knapp 8 Kilometer machte ich dem Trauspiel ein Ende und hoffte darauf, dass Marco sein Wort hielt und nicht mehr lief.
Entspannung dann am Abend, als Marco mir versicherte, nicht mehr gelaufen zu sein. Entspannt sah ich dann den grandiosen Sieg der deutschen Mannschaft über Brasilien im TV, bevor ich halbtot ins Bett fiel.
Am nächsten Morgen dann die Erleichterung, Marco hatte Wort gehalten und ich 57:30 gesiegt. Damit stand ich als erste Finalteilnehmer fest.
Im Finale treffe ich auf Japan, vertreten durch Markus K. von aufmarkus.blogspot.de. Klar, dass ich auch dieses Spiel gewinnen will und auch schon einen Plan für Sonntag habe. Seit gespannt and stay tuned 😉
Sport frei!
Thomas
Whoop Whoop! Das ist ja der Hit, aber verrückt bist du schon ein wenig! *Hust*
Klasse gemacht, super Leistung und bitte was?! Triathlon? Gibt es dazu einen Bericht? Ich gehe auf Spurensuche.
PS. Was hast du für einen Laufrucksack?
Ja Din, manchmal habe ich Angst vor mir selbst 😉
Der Triathlonbericht kommt als nächstes. Habe ja gerade ein bisschen Zeit.
Der Laufrucksack ist mehr eine Laufweste und zwar diese hier: http://www.decathlon.de/trinkrucksack-trail-2l-id_8216076.html
Den Testbericht dazu muss ich auch noch schreiben, fällt aber sehr positiv aus.
Sport frei!
Thomas
Lieben Dank! Da bin ich sehr gespannt. Auf beide Berichte. Aber natürlich besonders auf deinen Triathlon.
Ich freue mich auf unser Finale 🙂
…wenn ich bis dahin wieder auch nur einen Schritt laufen kann…
Ich hoffe doch du bist fit und wir gestalten das Finale spannend…
Sport frei!
Thomas
Für diesen Einsatz hast du dir den Finaleinzug auch wirklich verdient. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Sonntag! Übertreib’s nicht 😉
Danke Hannes, aber du warst derjenige, der mich überhaupt auf die Idee gebracht hat um Mitternacht loszulaufen…
Sport frei!
Thomas
Tjunge, Junge! Wenn ich sehe, was hier gerissen wurde, bin ich im Nachhinein heilfroh, schon in der Vorrunde rausgeflogen zu sein! Meine Fresse, was für eine Leistung: Respekt und Hut ab! Ich bin gespannt, was für verrückte Sachen Du Dir für das Finale ausgedacht hast…
Ja ich bin auch überrascht, wie sehr ich in diesem Wettkampf aufgehe. Und glaub mir, der Gedanke, warum ich mir das antue kommt öfter als meine Kilometerleistungen es vermuten lassen. Jetzt gebe ich noch einmal Vollgas und dann geht es in die wohlverdiente Sommerregeneration, die ich glaube ich sogar mehr Mental als physisch benötige…
Sport frei!
Thomas
Mannmannmann! Super Ding, was du da ablieferst. Liest sich sehr spannend mit nächtlichem Start und Tanke-Zwischenstopp. Müsste ich in der Intensität nicht haben, macht mir aber Mut, es einfach mal mit dem Längerlaufen (als 30-42km) zu versuchen. Ich drücke dir die Daumen für das heutige Finale und hoffe, du hast deine Kilometer schon vor 21 Uhr abgerissen, damit dir das andere Finale nicht entgeht 😉
Servus Andreas,
natürlich hatte ich meine Kilometer vor 21:00 Uhr eingesammelt und konnte das Spiel in vollen Zügen genießen…
Sport frei!
Thomas